Die Stiere in der Camargue (Raço di Biòu)wirken im Frühnebel noch schläfrig, doch die eingezäunten Areale der Züchter sollte man besser nicht betreten.
Die Tiere sammeln Kräfte für die Course Camaguaise, die französische Variante des Stierkampfes, bei der es im Gegensatz zur spanischen Corrida nicht um das Töten der Tiere geht. Acht Männer in Weiß versuchen bei diesen Wettkämpfen in den vielen Arenen der Camargue spezielle Trophäen zu erobern, die dem Stier an die Hörner gebunden sind. Auf seiner Stirn baumelt z.B. eine kleine rote Stoffschleife – die Cocarde. An jedem der gewaltigen Hörner ist eine Kordel aus weißer Wolle – les Glands genannt – befestigt und zusätzlich sind die Hörner mit von Wollfäden umwickelt, die sogenannten Ficelles. Für jedes dieser Objekte gibt es ein Preisgeld, aber der genervte Stier macht es den durch die Arena spurtenden Raseteurs nicht leicht, an seine Hörner zu gelangen, ohne verletzt zu werden.
Die camarguesischen Stiere bzw. ihre Ahnen waren schon bei den römischen Gladiatorenkämpfen sehr beliebt. Sie zählen heute zu den ältesten Tierarten Europas und sind keine Nachfahren des massigeren Auerochsen, sondern erinnern eher an Rinder aus Kleinasien und Nordafrika. Das besondere Kennzeichen des Tieres sind die in griechischer Lyraform gebogenen Hörner.
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