Als die erste Tourbeschreibung bei uns eintraf und ich den Begriff Gastfarm las, dacht ich erst einmal an Ferien auf dem Bauernhof und war nicht gerade begeistert. Aber die Beraterin von Umfulana konnte mich schnell überzeugen, dass die Farmen ein wichtiger Teil Namibias sind und es absolut lohnenswert sei, dort zu wohnen.
Wir planten Übernachtungen auf drei Gastfarmen und besuchten zunächst den Immenhof in der Nähe von Omaruru. Die Farm befindet sich seit 1913 im Besitz der Familie Seydlitz und wird seit einigen Jahren als Gastfarm betrieben.
Der Immenhof liegt ca. 20 km von der Hauptstraße entfernt und wir passierten bei der Anreise sechs Tore, die wir auf und zu machen mussten. Die Zeit auf dem Hof war sehr entspannend. Am Ankunftstag machten wir eine sogenannte Sundownertour mit. Zweieinhalb Stunden ging es mit dem Jeep über das 5000 HA große Gelände. Auf dem Weg haben wir z.B. viele Springböcke gesehen. Ziel war ein Felsplateau. Es gab Chips, Bier, Sekt, Wasser und eine fantastische Aussicht. Nach dem Sonnenuntergang ging es zurück zum Haus. Die Mahlzeiten wurden mit der gesamten Familie und allen Gästen an einen großen Tisch eingenommen. Am ersten Abend gab es Spätzle. Die Namibische Köchin schaute gerne im deutschen Fernsehen Kochsendungen und war von den immer wieder gezeigten Spätzle so angetan, dass diese irgenwann auf dem Speiseplan der Farm landeten. Das Spätzleschaben ist recht schwierig, doch hatte ihr ein Schwäbischer Gast eine Spätzlepresse geschenkt. Und so bekamen wir super Spätzle zum Abendessen.
Am zweiten Tag gab es für uns alleine eine weitere Farmtour. Ziel waren wirklich interessante Felszeichnungen der San, die als Jäger und Sammler in dieser Region lebten. Auch die klingenden Felsen beeindruckten uns. Wenn man bei diesen auf verschiedene Stellen des Felsens klopfte, erklangen unterschliedliche Töne. Musikalisch begabte Menschen können richtige Melodien auf den Felsen spielen. Drei Stunden waren wir an diesem Tag auf der Farm unterwegs. Tiere haben wir natürlich auch gesehen, zum Beispiel Springböcke und Säbelantilopen.
Eine rundum positive Erfahrung, vor allem der sehr persönliche Kontakt zur Familie hat uns gefallen.
Die zweite Gastfarm war die Hamakari Farm in der Nähe von Waterberg.
Auf den Weg dorthin haben wir uns Zeit gelassen und kamen erst um 18:30 Uhr dort an. Man war sehr erfreut, dass wir endlich eingetroffen waren, da man sich bereits Sorgen gemacht hatte. Sabine und Wilhelm führen die Farm schon in vierter Generation. Es ist eine ökologisch geführte Rinderfarm. Wir waren die einzigen und auch letzten Gäste bevor die Familie selbst in den Urlaub fuhr. Also war der Kontakt auch hier sehr persönlich. Zwei der vier Kinder studierten zu der Zeit in Deutschland und ein Sohn flog am nächsten Tag nach Deutschland, um sie zu besuchen. Er hatte jede Menge Fragen an uns und machte sich total Sorgen, mit der Kälte nicht zurecht zu kommen.
Auch hier verbrachte man viel Zeit mit der Familie. Am zweiten Tag unternahm Wilhelm mit uns eine Fahrt über die Farm. Die Rinderherde musste kontrolliert werden. Das Rindfleisch verkaufte er vor allen nach Schweden. Wir bekamen eine wirklich gute Einführung in den Betrieb einer solchen Farm.
Aber auch über die Geschichte Namibias haben wir hier viel erfahren. Die Hereroschlacht fand zum Teil auf dem Gelände der Farm statt. In der Nähe haben wir auch einen Soldatenfriedhof besucht.
Zum Sonnenuntergang fuhren wir zu einem Stausee, um den Tag abzuschließen. Flamingos bei untergehender Sonne. Einfach grandios.
Auf der dritten Gastfarm verbrachten wir unsere letzten Tage in Namibia. Es war die Ondekaremba Gastfarm, in der Nähe von Windhoek.
Die Farm ist schon seit 100 Jahren in Familienbesitz und ähnelt mehr einem Hotelbetrieb. Aber auch hier gab es eine engen Kotakt zur Familie. Als der Hausherr hörte, dass wir noch nie Erdhörnchen gesehen hatten, wurde kurzerhand ein Grillabend in der Savanne geplant. Auf den Weg zu einem spektakulären Sonnenuntergang besuchten wir eine Erdhörnchen Kolonnie. Einfach absolut süße Tiere.
Der letzte Sonnenuntergang in Namibia war mit Abstand der schönste der ganzen Reise und ein wunderbarer Abschluss dieser Reise.
Auch heute mit etwas Abstand kann ich nur jedem der Namibia bereist empfehlen, ein paar Nächte auf einer Farm einzuplanen. Die Zimmer waren alle sehr komfortabel und einen persönlicheren Kontakt kann man in diesem Land kaum bekommen.
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Farmen in Namibia
Toller Reisebericht mit spürbarer Begeisterung für die Menschen und das Land sowie sehr schöne Fotos, welche die Atmosphäre ausgezeichnet rüberbringen. Falls wir mal nach Namibia kommen sollten, werden wir auf jeden Fall Stationen auf Farmen einplanen und hoffen, dort auch viele Informationen und Tipps aus erster Hand zu bekommen.