In diesem Beitrag: Mezquita-Catedral de Córdoba – Zwischen Licht, Stein und Glauben
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Kaum ein Bauwerk verkörpert den Dialog der Religionen so eindrucksvoll wie die Mezquita-Catedral de Córdoba. Inmitten der Altstadt von Córdoba erhebt sich dieses monumentale Gotteshaus, das einst Moschee war und heute als katholische Kathedrale dient. Seine Räume erzählen von Jahrhunderten des Glaubens, des Wandels und der stillen Kraft des Lichts, das durch die Bögen fällt.
Von der Moschee zur Kathedrale
Die Geschichte der Mezquita beginnt im Jahr 784, als ʿAbd ar-Raḥmān I. den Bau der Großen Moschee von Córdoba begann – an der Stelle einer westgotischen Kirche, die zuvor dem Heiligen Vinzenz von Saragossa geweiht war. In mehreren Erweiterungen wurde das Gebäude zu einem der größten islamischen Heiligtümer des Mittelalters. Unter al-Ḥakam II. (961–976) erreichte die Moschee ihre höchste architektonische Vollendung: eine harmonische Ordnung aus Licht, Geometrie und Raum.
Nach der christlichen Rückeroberung Córdobas im Jahr 1236 wurde die Moschee zur Kathedrale geweiht – der Catedral de Nuestra Señora de la Asunción. Im 16. Jahrhundert entstand in ihrem Inneren ein hoch aufragendes Renaissance-Schiff mit Chor und Kuppel – ein Eingriff, der den flachen, weitgespannten Raum der Moschee durchbrach und bis heute als architektonische Provokation gilt. Karl V. soll beim Anblick gesagt haben: „Ihr habt zerstört, was einzigartig war, und gebaut, was überall zu finden ist.“
Architektur des Übergangs
Wer die Mezquita betritt, steht in einem Meer aus Säulen: über 850 Marmorsäulen tragen die rot-weiß gestreiften Hufeisenbögen, deren Rhythmus den Raum scheinbar endlos macht. Das Licht fällt gefiltert ein, tanzt über Stein und Stille, und die Zeit scheint darin aufgehoben. Inmitten dieser Weite erhebt sich heute der barocke Hochaltar – hell, mächtig, fast widersprüchlich, und doch Teil des Ganzen.
Die Mihrab, die Gebetsnische der alten Moschee, ist bis heute erhalten. Ihre byzantinischen Mosaike glühen in Gold und Blau, ihre Formen fließen ineinander wie Gebet und Geometrie zugleich. Davor das christliche Kreuz, über ihm arabische Ornamente – ein Ort, an dem sich die Geschichte nicht ausschließt, sondern überlagert.
Ein Raum des Lichts
Die Mezquita ist kein Ort der Gegensätze, sondern der Übergänge. Ihr Licht ist weich und beständig, es durchdringt Stein und Struktur, verbindet das Irdische mit dem Geistigen. Vielleicht liegt gerade darin ihre Kraft: dass sie Zeugnis ablegt von einer Zeit, in der Glaube nicht trennte, sondern verband.
Wer im Schatten der Bögen steht, hört kein Echo der Konflikte, sondern das leise Rauschen der Jahrhunderte. In dieser Stille spürt man, dass Licht, gleich welcher Religion, immer denselben Ursprung hat.
Ein Denkmal des Menschlichen
Heute ist die Mezquita-Catedral de Córdoba UNESCO-Weltkulturerbe und ein lebendiges Symbol für die Schichtung der Kulturen. Sie ist zugleich Moschee und Kirche, Geschichte und Gegenwart, Raum und Bewusstsein. Ihr Stein atmet den Geist der Toleranz – ein stilles, architektonisches Gebet für das, was uns verbindet.