In diesem Beitrag: Fushimi Inari Taisha – Pfade des Lichts
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Der Fushimi-Inari-Taisha südlich von Kyoto ist vielleicht einer der bekanntesten und zugleich geheimnisvollsten Orte Japans. Schon am frühen Morgen begrüßt uns die Sonne, als wir den ersten Torii des langen Pfades betreten. Das Licht bricht sich zwischen den zahllosen, in leuchtendem Orange gestrichenen Holztoren, wandert über die Schriftzeichen, über die Köpfe der Besucher, über unsere Schultern – und zeichnet ein Spiel aus Licht und Schatten, das uns für Stunden begleiten wird.
Am Beginn des Rundweges herrscht reges Treiben. Gruppen mit Kameras, Schulklassen, Reisende aus aller Welt – der Hauptschrein ist ein beliebtes Ziel, und die ersten hundert Meter können recht rummelig sein. Doch man sollte sich davon nicht abschrecken lassen: Je höher man steigt, desto stiller wird es. Das Stimmengewirr verebbt, und der Weg wird zunehmend zu einer meditativen Erfahrung – begleitet nur noch vom Rascheln der Blätter, den gelegentlichen Krähenrufen und dem gleichmäßigen Klang der Schritte auf den Steinstufen.
Der Pfad führt auf und ab, Stufe um Stufe, vorbei an kleinen Schreinen, steinernen Füchsen und Opfergaben aus Reis, Sake und Münzen. Die beiden Hunde, Wächter des Inari, tragen rote Tücher um ihre Hälse, einer hält eine Schriftrolle fest zwischen den Zähnen – als wolle er die Botschaft dieses Ortes hüten.
Während am Hauptschrein zu Beginn noch viele Menschen und Touristen unterwegs sind, wird es mit jedem Tor ruhiger. Der Pfad schraubt sich in die Höhe, die Luft wird klarer, die Geräusche gedämpfter. Der Fushimi-Inari-Taisha ist kein Ort, den man einfach „besucht“ – er ist ein Weg, den man erfährt.
Fünf Kilometer misst die Runde über die Berghänge Kyotos, gesäumt von mehr als zehntausend Torii, die wie ein leuchtendes Band den Berg Inari-san umschlingen. Manche Anstiege sind steil, und wer den höchsten Punkt erreichen will, braucht etwas Ausdauer – doch wer weitergeht, wird belohnt: mit Momenten völliger Stille, dem Blick über Kyoto und dem Gefühl, Teil eines uralten Rhythmus geworden zu sein.
Die Legende sagt, dass eine vollständige Umrundung ohne Sturz Glück auf allen künftigen Wegen verheißt. Vielleicht ist es genau das, was man spürt, wenn man nach Stunden wieder am Ausgang steht – müde, aber erfüllt, als hätte der Berg selbst ein Stück seiner Ruhe mitgegeben.
Informationen & Reisetipps
Ort: Fushimi-ku, Kyoto, Japan
Höhe: Der Inari-Berg (稲荷山, Inariyama) erreicht etwa 233 m. Der Rundweg führt über rund 170 Höhenmeter Anstieg.
Länge des Weges: ca. 5 km, durchschnittlich 2–3 Stunden Gehzeit (bei gemütlichem Tempo).
Hauptstationen unterwegs:
Honden (Hauptschrein): Beginn des Pilgerweges, gewidmet der Reisgottheit Inari.
Okusha Hohaisho: kleiner Gebetsplatz mit Blick auf den Torii-Tunnel.
Yotsutsuji Intersection: Aussichtspunkt etwa auf halber Höhe, mit Blick auf Kyoto.
Ichinomine-Schrein: höchster Punkt der Route, Ziel vieler Pilger.
Symbolik: Die roten Torii (鳥居) markieren die Grenze zwischen der Welt der Menschen und der der Götter. Jeder Torii ist eine Spende – viele von Firmen, die auf Wohlstand hoffen.
Beste Besuchszeit: Frühmorgens oder am späten Nachmittag, wenn das Licht weich durch die Torii fällt und die Wege noch ruhig sind.
Fototipp: Polfilter verwenden, um die Farbkontraste der orangefarbenen Torii und das wechselnde Licht besser einzufangen.