In diesem Beitrag: Der Hindutempel von Saint-André – Farben des Glaubens auf La Réunion
- Anmelden oder Registrieren, um Kommentare verfassen zu können
- 20 Aufrufe
Während einer dreiwöchigen Reise über die Insel La Réunion im Jahr 2002 besuchten wir bei strahlend blauem Himmel den Temple du Colosse in Saint-André – einen der prächtigsten Hindutempel der Insel. Er steht auf einer weiten, grünen Wiese, umgeben von Palmen und Zuckerrohrfeldern – ein Ort, der in seiner farbigen Stille beeindruckt.
Ein Tempel im südindischen Stil
Der Tempel ist der Göttin Pandialé gewidmet und wurde Anfang der 1990er Jahre von tamilischen Handwerkern aus Madras errichtet. Seine Architektur folgt dem südindischen Stil: ein hoher, mit Figuren geschmückter Gopuram, dessen Etagen sich übereinander auftürmen, leuchtend in Türkis, Rosa, Ocker und Grün. Jede Ebene erzählt in Reliefs und Skulpturen Geschichten aus der hinduistischen Mythologie – von Vishnu, Shiva, Ganesha und den vielen Gestalten göttlicher Energie.
Zwischen Licht und Stille
Als wir den Tempel betraten, lag ein feiner Duft von Räucherwerk in der Luft. Ein Priester schritt barfuß durch den Vorraum, bereitete Blumenopfer vor und lächelte, als wir kurz innehielten. Die Sonne brannte, das Licht spiegelte sich auf den polierten Steinen, und die bunten Farben des Gopuram leuchteten so intensiv, dass sie fast unwirklich wirkten.
Synkretismus und Erinnerung
La Réunion ist in vieler Hinsicht ein Ort der Begegnung: afrikanische, indische, chinesische und europäische Wurzeln verbinden sich hier zu einem kulturellen Feuerwerk, in der Religionen nicht gegeneinander stehen, sondern nebeneinander leben. Der Tempel von Saint-André ist Ausdruck dieser Verbindung – ein sichtbares Zeichen dafür, dass Spiritualität hier nicht trennt, sondern verbindet.
Wer den Temple du Colosse besucht, sollte sich Zeit nehmen – nicht nur für die Architektur, sondern für das, was sie ausdrückt: die Kontinuität einer Erinnerung. Die tamilischen Arbeiter, die im 19. Jahrhundert nach Réunion kamen, brachten ihren Glauben mit, bauten ihre Tempel, hielten ihre Rituale am Leben – und ließen damit etwas entstehen, das bis heute strahlt.
Ein Tag, der bleibt
Der Tag unseres Besuchs bleibt mir unvergesslich: das helle Licht über dem Meer, das Grün der Insel, das Leuchten der Farben. In diesem Moment schien alles verbunden – die Menschen, der Ort und das, was sie glaubten.