In diesem Beitrag: Sri Mariamman Temple – Farben und Kontraste in Singapur
- Anmelden oder Registrieren, um Kommentare verfassen zu können
- 20 Aufrufe
Den Sri Mariamman Temple in Singapur besuchten wir erstmals im Jahr 2003 – damals unter dichten, dunklen Wolken. In diesem Jahr kehrten wir zurück, bei strahlendem Sonnenschein und tiefblauem Himmel. Das Licht ließ die Farben des Tempels intensiver erscheinen als je zuvor, während im Hintergrund die Wolkenkratzer der Stadt aufragten. Ein faszinierender Kontrast, damals wie heute.
Ein Tempel zwischen Geschichte und Gegenwart
Der Sri Mariamman Temple ist der älteste Hindutempel Singapurs. Er wurde 1827 von südindischen Einwanderern errichtet, die aus der Region Nagapattinam in Tamil Nadu stammten. Der Tempel ist der Göttin Mariamman gewidmet – einer Form der Muttergöttin Shakti, die in der Volksreligion als Heilerin gegen Krankheiten und als Beschützerin der Gemeinschaft verehrt wird.
Über die Jahrzehnte wurde der Tempel mehrfach erweitert und restauriert, ohne seinen charakteristischen Stil zu verlieren. Heute steht er als nationales Denkmal unter Schutz und ist ein zentraler Ort hinduistischen Lebens in Singapur – zugleich aber auch ein Ort, an dem die religiöse Vielfalt der Stadt sichtbar wird.
Architektur und Symbolik
Der markante Gopuram am Eingang des Tempels erhebt sich mit sechs Ebenen über der South Bridge Road. Jede Ebene ist dicht besetzt mit Skulpturen von Göttern, Dämonen und mythologischen Figuren – kunstvoll bemalt in leuchtenden Farben. Besonders im Sonnenlicht entfaltet diese farbige Fassade eine fast überirdische Wirkung: sie verbindet das Irdische mit dem Göttlichen, das alte Indien mit dem modernen Singapur.
Im Inneren des Tempels finden sich mehrere Schreine, die verschiedenen Göttern gewidmet sind – darunter Shiva, Ganesha, Durga und Murugan. Der zentrale Schrein jedoch ehrt Mariamman selbst, die Göttin der Heilung. Blumen, Öllampen und Opfergaben füllen den Raum mit Duft, Licht und leiser Bewegung.
Festtage und gelebte Spiritualität
Der Tempel spielt eine zentrale Rolle während des jährlichen Thaipusam-Festes und anderer religiöser Feiern, die Pilger aus der ganzen Region anziehen. Auch die farbenfrohen Prozessionen zu Deepavali beginnen oft hier. Der Tempel ist kein Museum, sondern ein lebendiger Ort des Glaubens – offen für Besucher, die respektvoll eintreten und die Atmosphäre still auf sich wirken lassen.
Ein Ort der Erinnerung
Der zweite Besuch in diesem Jahr nach rund zwanzig Jahren war mehr als nur eine Wiederkehr. Der Tempel wirkte vertraut und doch verändert: die Farben frischer, das Licht klarer, der Kontrast zur modernen Skyline noch schärfer. Zwischen dem alten Gopuram und den gläsernen Hochhäusern Singapurs spiegelt sich etwas Grundsätzliches – die fortwährende Verbindung von Vergangenheit, Glauben und Gegenwart.
So blieb auch dieser Tag in Erinnerung: der Himmel weit, das Licht gleißend, die Figuren auf dem Tempelturm in stiller Bewegung. Ein Bild von Schönheit und Beständigkeit – mitten im Wandel der Zeit.