Boudhanath – das Auge des Himmels über Kathmandu

Im Anflug auf Kathmandu zeigte sich die Boudhanath-Stupa im warmen Licht des Morgens – wie ein goldenes Auge inmitten der Stadt. Zwischen den eng stehenden Häusern schimmerte die gewaltige Kuppel, umgeben von den kreisförmigen Wegen der Pilger, die sie seit Jahrhunderten umschreiten. Schon aus der Luft war zu spüren, dass dieser Ort mehr ist als nur ein Bauwerk: ein Zentrum des Glaubens, sichtbar bis in den Himmel hinein.

Ein Symbol des tibetischen Buddhismus

Die Boudhanath-Stupa liegt im Nordosten Kathmandus und ist eines der bedeutendsten Heiligtümer des tibetischen Buddhismus. Ihre monumentale weiße Kuppel und der vergoldete Turm mit den allsehenden Augen Buddhas überblicken das weite Tal. Um sie herum reihen sich Klöster, Gebetsmühlen und kleine Läden – ein Mikrokosmos aus Klang, Farbe und Bewegung, in dem sich das spirituelle Herz Nepals spüren lässt.

Nach der Flucht des Dalai Lama 1959 wurde der Ort zu einem neuen Zentrum tibetischer Kultur. Mönche, Nonnen und Pilger umrunden die Stupa im Uhrzeigersinn, während sie leise Om Mani Padme Hum murmeln. Das goldene Licht des Morgens taucht die Szene in jene stille Intensität, die man auch von oben ahnen kann – eine Harmonie aus Bewegung, Bewusstsein und Zeitlosigkeit.

Das Auge des Himmels

Von der Luft aus wirkt die Boudhanath-Stupa wie das Auge des Himmels selbst. Die konzentrischen Wege, die sie umgeben, scheinen Kreise des Lebens zu formen, und das Licht, das auf der goldenen Spitze liegt, erinnert an das Prinzip der Erleuchtung, das von hier ausgeht. Zwischen Stadt und Stille, zwischen Geschichte und Glauben, bildet Boudhanath ein Gleichgewicht, das über Jahrhunderte gewachsen ist.

Ein Bild aus einer anderen Zeit

Diese Aufnahme entstand im Jahr 1994 während des Anflugs auf Kathmandu – analog mit einer Nikon-Kamera auf FUJI-Diafilm. Viele Jahre später wurde das Original mit einem Nikon-Diascanner digitalisiert und als RAW/DNG-Datei neu aufbereitet. Die grobe Körnung des Films ist geblieben – sie verleiht dem Foto jene Authentizität, die die technischen Möglichkeiten und Grenzen der damaligen Zeit dokumentiert. Gerade darin liegt ihr Reiz: ein Moment des Lichts, eingefangen auf Film, bewahrt durch Zeit und Wandel.