In diesem Beitrag: Wenn der Atlantik nach der Sonne greift
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Wenn die tosende Brandung an den Stränden von Nazaré gelegentlich ihre skurrilen Klauen formt, dann scheint sie manchmal die von Gischt verdunkelte Sonne vom Himmel reißen zu wollen.
Andere Wasserskulpturen wiederum wirken, als wollten sie ihr einen schaumigen Landeplatz anbieten – ein flüchtiges Zusammenspiel aus Licht, Wasser und Wind, das nur im Sekundenbruchteil existiert und sich doch unauslöschlich einprägt.
Doch selbst wenn dies nur ein Spiel der Phantasie ist, zeigt sich die zerstörerische Kraft der mächtigen Wellen sehr real: ausgewaschene Felsen, zerklüftete Überhänge und von Menschenhand errichtete Strukturen, die von der Brandung überspült werden und deren Spitzen – wie das kleine Leuchtfeuer im Gischtnebel – nur für Sekunden aus den weißen Kämmen ragen. Sie wirken standhaft, sind jedoch in Wahrheit nur geduldet in diesem unablässigen Dialog zwischen Ozean und Land.
Wenn die Sonne dann untergeht, übernimmt ihr Lichtspiel für kurze Zeit die Oberhand.
Während die Brandung weiter tost und langsam im Dunkeln versinkt, zaubert die Sonne ein mächtiges Farbenspiel über das Firmament – ein Leuchten aus Gold, Purpur und tiefem Orange, das schließlich in sanfte Pastelltöne übergeht und den bedrohlichen Kampf der Elemente für einen Moment vergessen lässt.
Wer am Abend den Blick nach Westen richtet, sieht schließlich, wie die Sonne im Feuer ihrer eigenen Spiegelungen versinkt. Die Silhouetten der Wellen tragen sie ein Stück weit – oder reißen sie hinab, je nach Lesart – und der Atlantik zeigt ein letztes Mal, was ihn zu Nazarés unverwechselbarem Protagonisten macht:
Er bleibt unberechenbar, schöpferisch, zerstörerisch und von überwältigender Schönheit.
Und während ich mit der Kamera am Strand stehe, wird mir jedes Mal bewusst, dass keine Aufnahme je die Kraft, die Wärme und das Atmen dieses Moments vollständig einfangen kann – aber vielleicht doch einen Hauch davon bewahrt.